Das Marionettenspiel




                                                                                                  Foto Jasmin


Das Marionettenspiel

Im Zelt eines Marionettenspielers stand dicht gedrängt eine Menschenmenge, die lauthals
lachend dem Spiel der Marionetten folgte. Ganz hinten stand ein Vater mit seinem Sohn.
Während der Vater auf den Zehenspitzen stehend die Szene gerade noch sehen konnte,
reichte der Sohn mit seinem Kopf nur bis zur Hüftschärpe der Umstehenden.
 Er reckte sich
den Hals aus und weinte schließlich, bis ihn der Vater auf die Schultern nahm. War das ein
Vergnügen! Hoch oben über alle Turbane hinweg sah nun der Junge das lustige Spiel der
Puppen. Er weinte nicht mehr, sondern jauchzte, hüpfte auf den Schultern des Vaters, als
wäre er ein Reiter, und der Vater das Pferd.

Begeistert trommelte er mit seinen Fäusten auf
den Kopf des Vaters, trampelte mit seinen Füssen gegen dessen Brust und vergaß völlig,
dass er auf seinem Vater saß. Plötzlich merkte er eine Hand auf seiner Schulter. Erschreckt
drehte er sich um und sah einen weißbärtigen, gütig blickenden Derwisch. „Mein Sohn“,
sprach dieser, „du amüsierst dich sehr gut, du siehst das Marionettentheater besser als viele
andere im Zelt. Doch denke daran, wenn dein Vater sich nicht die Mühe gemacht hätte,
dich auf seine Schultern zu laden, stündest du noch unten, im Schatten der anderen.
Vergiss
also nicht, auf wessen Schultern du sitzt. Du solltest dich freuen und glücklich sein. Du
solltest aber auch die anderen, auf deren Schultern du glücklich bist, nicht vergessen.“

      Positive Psychotherapie.

Er war ein Arzt. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte war die Verwendung von Geschichten und Lebensweisheiten in der Psychotherapie.

Der Begründer der Positiven Psychotherapie und Gründer der Peseschkian-Stiftung, Professor Dr. med. Nossrat Peseschkian