Die Rose (nach Rainer Maria Rilke)
Während seines Pariser
Aufenthaltes ging Rilke täglich um die Mittagszeit
in Begleitung einer jungen
Französin an einer Bettlerin vorbei.
Stumm und unbeweglich saß die
Frau da und nahm die Gaben der Vorübergehenden ohne jedes Anzeichen von
Dankbarkeit entgegen.
Der Dichter gab ihr zur
Verwunderung seiner Begleiterin, die selbst immer eine Münze bereit hatte,
nichts. Vorsichtig darüber befragt, sagte er:
"Man müßte ihrem Herzen
schenken, nicht ihrer Hand."
An einem der nächsten Tage
erschien er mit einer wundervollen, halb erblühten Rose.
Ah, dachte das Mädchen, eine
Blume für mich, wie schön!
Aber er legte die Rose in die
Hand der Bettlerin.
Da geschah etwas Merkwürdiges:
die Frau stand auf, griff nach seiner Hand, küsste sie und ging mit der Rose
davon. Eine Wochenlang blieb sie verschwunden. Dann saß sie wieder auf ihrem
Platz, stumm, starr wie zuvor.
"Wovon mag sie die ganzen
Tage über gelebt haben?"
Jasmin Photos
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmYxE0_5K_EuWjqc061wObDBcGPIY18rS0pNxlt3HljR0DYcTk1v13k8Gr8gqLSL1ph4CEiYUfCAC7nRdP4Q2YNAG7igp360TOEKlGCefyOQHEIGzXib_Q5ApcBC7pPhJ1KnBY4ZPPzqA/s640/Rose+%25284%2529.JPG)
Rilkes Geschenk richtete die Aufmerksamkeit der alten Bettlerin auf die Lebenskraft,
das Herz
Rilkes Geschenk richtete die Aufmerksamkeit der alten Bettlerin auf die Lebenskraft,
das Herz