In seinen Ausgaben vom 14. und 21. Dezember 1913 veröffentlichte das Gemeindeblatt
„Zehn Gebote für Weihnachten“.
Vielleicht lächeln wir etwas darüber, aber manches hat auch heute nichts von seiner Aktualität verloren.
Weihnachten vor über 100 Jahren
(ein kleiner Auszug Ev. Gemeindeblatt 51/2013 Martin Janotta)
Erstes
Gebot
Du
sollst deine Einkäufe nicht im letzten Augenblicke machen. In der Hetze geht
viel Stimmung der Vorfreude verloren, wird mancherlei Unsinniges gekauft,
machst du dich müde und matt zum Fest. Aber auch deine Lieferanten und ihre
Angestellten müssen durch deine Säumigkeit sich abhetzen und feiern todmüde und
nervös ein trauriges Weihnachten.
Zweites
Gebot
Du
sollst, wenn du in einen Laden gehst, ungefähr schon wissen, was du willst. Du
sollst dir nicht 10 und 20 und 30 Sachen vorlegen lassen, mäkeln, überlegen,
verwerfen und gar schließlich ohne Kauf den Laden verlassen. Wenn du schon
längst daheim behaglich sitzest, räumen sie im Laden bis in die Nacht die durch
dich und ähnlich rücksichtslose Geschöpfe geschaffene Unordnung weg.
Drittes
Gebot
Du
sollst Armen, Kindern, Dienstboten, Angestellten nichts Wertloses schenken. Sie
sind genau so klug wie du und wenn sie sich „herzlich bedanken“, hast du zwei
Lügner und Betrüger gemacht, dich und den „dankbaren“ Empfänger.
Viertes
Gebot
Du
sollst die Sammler, die zu Weihnachten für Vereine und Kirchen zur Bescherung
Armer dich ansprechen, nicht anfahren und vor ihnen nicht über die „Bettelei“
schelten. Sie sammeln beide nicht für sich und kommen in fremdem Auftrage. Du
läßt aber den fremden Mann, der für die Armen bittet, in dein leeres Herz oder
dein leeres Portemonnaie sehen. Meist ist der Sammler selbst den Armen näher
und erfährt und verbreitet: Wie sauer den Christen die Liebe wird!
Fünftes
Gebot
Wenn
du an Weihnachten gibst, soll deine rechte Hand nicht wissen, was deine linke
tut, aber auch dein rechter und linker Nachbar soll’s nicht wissen und der Arme
rechts soll nicht erfahren, daß und was der Arme links erhält. Laß dir die
Mutter oder den Vater kommen – ohne die Kinder –, gib ihnen Geld oder Sachen
(auch alte, aber nicht zerrissene), ein Bäumchen, Pfefferkuchen, Spielzeug und
laß sie’s schenken, als sei es von ihnen – kein Wort von dir, kein Dank an dich
– das ist der Dank: wenn dein Weihnachtsbaum brennt und deine Kinder sich
freuen, dort in der Vorstadt draußen
freuen sich Eltern und Kinder und du durftest ganz heimlich sie fröhlich
machen.
Sechstes
Gebot
Du sollst Geschenke nicht messen oder wiegen, sondern wägen, und ist der Liebe zu wenig, und des Scheines viel in einer Gabe – vertiefe deine Liebe zum andern und zwinge ihn durch Liebe zur Liebe.
Du sollst Geschenke nicht messen oder wiegen, sondern wägen, und ist der Liebe zu wenig, und des Scheines viel in einer Gabe – vertiefe deine Liebe zum andern und zwinge ihn durch Liebe zur Liebe.
Siebtes
Gebot
Du
sollst deine Weihnachtsgeschenke bezahlen, ehe du sie auf den Weihnachtstisch
legst, denn sie sind nicht dein und du hast kein Recht, sie zu verschenken, ehe
du den Betrag für sie entrichtet hast. Der Handwerker und der Lieferant müssen
zu Weib und Kindern sprechen: Wartet! Zum Januar vielleicht gibt’s Geld und
dann gibt’s Weihnachten – und während dein Baum strahlt und auf erborgtem,
fremdem Gute glitzernde Lichter aufleuchten läßt, für die du Ruhm und Dank erntest,
haben die, denen sie noch gehören, nicht, wovon sie schenken können.
Achtes
Gebot
Du
sollst als Mann, als Frau, als Kind dir nichts wünschen, dessen Kosten dem
Geber Sorgen machen. Es tut so weh, zu versagen, es drücken hart
Weihnachtsschulden .
Neuntes
Gebot
Du
sollst nicht nach der Würdigkeit fragen, nur nach der Not, nur daß die Gabe
nicht verschleudert wird, darfst du sorgen. Gib dem trunksüchtigen Vater nicht,
sondern der sorgenden Mutter, der Mutter nicht, wenn sie liederlich, sondern
dem ordentlichen Vater. Ob die Welt Weihnachten würdig war? Ach! Gut, daß Gott
nicht so nach Würdigkeit fragt bei seinen Gaben! Was würde aus uns?
Zehntes
Gebot
Du
sollst Weihnachten feiern nicht nur in sentimentaler Kindererinnerung, sondern
jetzt und persönlich im Dank gegen Gott dafür, daß du ein Christ bist und sein
darfst, ein Gotteskind immer mehr werden sollst und Teil haben kannst an Gottes
Recht und Wesen: Liebe zu üben.